Ski wachsen ist nur etwas für Profis und Rennfahrer? Es gibt keinen besseren Weg, die Pisten zu erobern als mit einer ordentlichen Portion Speed und Stil. Aber was genau hat das Ski-Wachs damit zu tun? Genau das erklären wir dir in diesem Blogbeitrag. Am Ende wirst auch du verstehen, warum Ski-Wachs nicht nur für Rennfahrer wichtig ist, sondern auch deine Abfahrt auf ein neues Level hebt.
Warum sollte man nun Ski oder Snowboards wachsen? Dafür müssen wir zunächst etwas in die Tiefen der Physik gehen – keine Sorge, wir halten uns kurz: Zwischen Ski und Schnee entsteht eine Reibung, die sogenannte Schneereibung. Diese Reibung sorgt für eine Art natürliche Bremse – ein Widerstand, der dafür verantwortlich ist, dass die Ski langsamer werden. Für ein gleichmäßiges Fahrgefühl und natürlich höhere Geschwindigkeiten sollte die Reibung zwischen Ski und Piste so gering wie möglich gehalten werden. Die Schneereibung wird durch das Auftragen von Wachs verringert, da es als Schmiermittel wirkt. Ski-Wachs sorgt also für ein geschmeidiges Fahrgefühl und maximale Geschwindigkeit.
Heißwachsen vs. Kaltwachsen
Nun zur nächsten Frage: Wie trägt man das Wachs auf den Belag der Ski auf? Hier gibt es zwei grundsätzliche Methoden: Absorption und Adhäsion bzw. Heißwachsen und Kaltwachsen. Der Unterschied geht schon aus dem Namen hervor:
- Beim Heißwachsen, das die gebräuchlichste und effektivste Form des Ski-Wachsens ist, wird das Wachs geschmolzen und durch Bügeln auf den Belag aufgetragen. Die Hitze des Bügeleisens bedingt auch ein Erwärmen des Polyethylen des Ski-Belags. Polyethylen hat die Fähigkeit, abhängig von der Temperatur, die Fähigkeit, Wachs zu absorbieren oder auch wieder auszustoßen. Je kälter der Belag wird, desto mehr Wachs wird hinausgepresst. Wenn du also Wachs in den Belag deiner Ski bügelst, wirkt das Wachs im Kern des Belags wie Treibstoff in einem Benzintank: Wenn der Ski auf dem Schnee gleitet und es kälter wird, wird das Wachs an die Oberfläche des Belags gepresst und sorgt für Schmierung.
- Kaltwachse hingegen dringen nicht in den Kern des Belags ein, eignen sich aber aufgrund der einfachen Handhabung für ein kurzes Auffrischen im Skiurlaub oder zwischen den Ski-Services. Kaltwachs wird durch das Reiben eines Blockwachses (oder alternativ gibt es auch schon Creme- oder Flüssigwachs) und anschließendes Polieren auf den Belag aufgetragen.
Wie oft sollen die Ski nun gewachst werden?
Sinnvoll ist es, die Ski am Ende der Saison zu wachsen. So sind sie über die Sommerpause gut vor Rost geschützt und sind im Herbst sofort startklar. Wenn du sehr häufig fährst oder gelegentlich auch mal einen Stein erwischst, ist es empfehlenswert, die Ski auch während der Saison zu wachsen. Für das schnelle Wachsen zwischendurch eignet sich vor allem flüssiges Kaltwachs. Das passt in jeden Rucksack und ist innerhalb weniger Minuten aufgetragen.
Anleitung für das Wachsen der Ski am Wettkampftag
Für die Rennfahrer und Fast-Rennfahrer unter uns haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Wachsen der Rennski am Wettkampftag (oder für das Rennen mit Freunden) zusammengeschrieben. Unabhängig von den individuellen Strategien und Techniken gibt es drei Hauptschritte:
- Präparation des Belags im Wachsraum: Die Wahl des Wachses für diesen Schritt ist unabhängig von den konkreten Temperatur- und Schneeverhältnissen. Zunächst aber muss der Belag mit Baseprep-Wachs vorbereitet werden, um ausreichend neues Wachs in den Kern des Belags einzubringen. Das Baseprep-Wachs löst altes Wachs, dafür muss es geschmolzen und wie normales Heißwachs auf den Belag aufgetragen werden. Anschließend wird es gleich wieder abgezogen, das nennt sich Hot-Scrape-Reinigung. Altes Wachs und Schmutz werden zusammen mit dem Baseprep-Wachs vom Belag entfernt.
- Auftragen von Gleitwachs: Gleitwachs reduziert die Schneereibung für maximale Geschwindigkeit, abhängig von den Schneeverhältnissen kann es im Wachsraum oder schon vor Ort durchgeführt werden. Optimalerweise richtet man sich hier nach der Wettervorhersage und ob die Strecke mit Chemikalien behandelt wird. Im Zweifel macht es aber Sinn, kälter zu wachsen und von Neuschnee auszugehen. Bei Bedarf kann das Wachs am Berg dann mit deiner Paste oder diversen Rub On`s noch korrigiert werden.
- Auftragen von Wachsen und Overalls vor Ort: hier wird spezifisch auf die Pistenbedingungen abgestimmtes Wachs auf der Belag aufgetragen.
Je kälter der Schnee, desto härter das Wachs. Für „wärmeren“ Schnee sind weichere Wachse besser geeignet.
How-to: Das Skiwachs perfekt an die Piste anpassen
Doch wenn das Wachs immer härter als der Schnee sein muss, stellt sich logischerweise die Frage, warum nicht immer mit harten Wachsen gewachst wird, um sicherzustellen, dass diese Bedingung erfüllt ist? Weiche Wachse führen zu einer höheren Höchstgeschwindigkeit, gerade in der Abfahrt der zentrale Aspekt – allerdings dauert es bei warmen Wachsen länger, bis diese Höchstgeschwindigkeit erreicht ist. Fachleute nennen diesen anfänglichen Widerstand „slow to break“.
Wie machen die Profis das also? Zur Veranschaulichung nehmen wir zwei berühmte Abfahrten, Kitzbühl und Wengen, als Beispiele: Da der Start in höheren Lagen liegt, ist der Schnee dort in der Regel kälter als in den flacheren Abschnitten weiter unten auf der Strecke – also eigentlich würde man ein härteres Wachs benötigen. Doch es ist klar, dass das Wachs ideal auf die flachen Abschnitte der Strecke abgestimmt sein muss, da hier die Geschwindigkeit entscheidend ist. Also muss das Wachs für den kälteren Start zu „warm“ bzw. zu weich sein, um dann in den flachen Abschnitten weiter unten einen Vorteil herauszuholen.
Dies ist in Kitzbühel kein Problem, da der Start steil ist und die Schwerkraft den anfänglichen Widerstand des weicheren Wachses leicht überwindet. In Wengen hingegen ist das nicht der Fall, da hier der Start ziemlich flach ist und ein weicheres Wachs zu einer zu geringen Beschleunigung führt. Daher gehen die Techniker in Wengen oft einen Kompromiss ein und verwenden ein etwas härteres Wachs, als es für den späteren Streckenabschnitt ideal wäre, um eine bessere Beschleunigung im ersten Abschnitt zu erreichen.
Idealerweise bügelt ein Techniker in Wengen das ideale Wachs für die unteren Ebenen ein und trägt am Start eine dünne Schicht des härteren Wachses auf, das besser zu den Bedingungen am Start passt.
Verunreinigung durch Umweltschadstoffe
Doch die Wahl des Wachses kann man nicht nur auf Basis der Schnee-Temperatur treffen – auf Wettkampfstrecken ist der Schnee oftmals durch verschiedene Faktoren verschmutzt, wie z.B. Salz, Ton, Färbemittel, chemische Härtungsmittel, Öl, Abgase von Pistenmaschinen und Pollen von Bäumen. Diese Verunreinigungen können am Wachs haften und die Reibung beim Skifahren erhöhen – das sorgt für einen größeren Widerstand und somit geringere Geschwindigkeiten. Um dies zu verhindern, werden Hochdruckschmiermittel wie Graphit, Molybdänsulfid oder Keramik dem Wachs hinzugefügt, um das Eindringen von Verunreinigungen zu reduzieren. Außerdem werden fluorierte Additive beigemischt, um die Beständigkeit gegen öligen Schmutz zu verbessern.
Bei schmutzigem Schnee wird ein Gleitmittel für extremen Druck hinzugefügt, um die Reibung zu verbessern. Dieses Gleitmittel verbessert die Leistung des Wachses auf verschmutztem Schnee erheblich. Besonders im Frühjahr, wenn Schnee schmilzt, treten diese Schadstoffe stärker auf. Auf Gletschern im späten Frühjahr und frühen Herbst ist die Verschmutzung so stark, dass nur sehr harte Wachse mit extremen Druckschmiermitteln effektiv sind.
FAQ
Welches Werkzeug braucht man zum Ski-Wachsen?
Für das Wachsen deiner Ski mit Heißwachs brauchst du folgende Grundausstattung:
- Eine weiche Bürste und ein weiches Tuch zum Putzen des Skis als Vorbereitung auf das Wachs
- Ein Wachsbügeleisen oder ein ausrangiertes Bügeleisen (Temperatur zwischen 120-130°C, bei Haushaltsbügeleisen entspricht das der Einstellung „Wolle/Seide“)
- Eine Kunststoff-Abziehklinge zum Glattstreifen der Wachsschicht
- Eine Kupferbürste bzw. eine Nylon- oder Rosshaarbürste zum Polieren des Belags
Für das Wachsen der Ski mit Kaltwachs reicht eine Abziehklinge sowie ein weiches Mikrofasertuch. Hier wird das Wachs direkt auf die Ski aufgetragen und anschließend nur noch glattgezogen und poliert.
Wie funktioniert Heißwachsen der Ski? Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Putzen: Der Belag der Ski muss zuerst mit einer weichen Bürste und einem Stofftuch geputzt werden, damit das Wachs später tief in das Material eindringen kann.
- Die erste Wachsschicht: Das Heißwachs wird gleichmäßig auf den Ski aufgerieben. Anschließend fährst du mit dem Bügeleisen (120-130°C, Einstellung für Wolle oder Seide) über die Gleitflächen der Ski. Beginnt das Wachs zu rauchen, muss die Temperatur reduziert werden. Je nach Wachssorte dauert es dann 30-60 Minuten bis das Wachs eingezogen und getrocknet ist.
- Das Abstreifen: Mit der Kunststoff-Abziehklinge streifst du dann mit sanftem Druck über die Gleitflächen der Ski. Dadurch wird die Wachsschicht glatt gestrichen. Diesen Schritt kannst du ca. 4 - 5 Mal wiederholen.
- Die zweite Wachsschicht: Für das Auftragen der zweiten Schicht wiederholst du die Schritte 2 und 3. Sportliche Fahrer tragen häufig auch mehrere Schichten Wachs auf den Ski auf, mindestens sollten es jedoch zwei sein.
- Das Polieren: Nach dem Auskühlen und Erhärten der letzten Wachsschicht, ziehst du den Belag deiner Ski nochmal mit der Kunststoff-Abziehklinge ab. Durch das Bürsten mit einer Kupferbürste legst du nun die Belagstruktur wieder frei. Anschließend kann der Belag noch mit einer Nylon- oder Rosshaarbürste poliert werden. Das reduziert den Reibungswiderstand des Wachses.
Ob schnelles Carving oder abenteuerliche Skitouren – Franziska ist seit Jahren wintersportbegeistert und in der kalten Jahreszeit nur auf und neben der Piste anzutreffen – oder danach beim Après-Ski. Seit einiger Zeit schreibt sie nun für XSPO rund um ihr liebstes Hobby – das Skifahren und die dafür nötige Ausrüstung.